Wie deute ich meine MS-Symptome richtig? Viele von euch fragen sich wie sie es schaffen, das brennen, zwicken und kribbeln richtig zu interpretieren. MS-Symptome sind so vielseitig, dass man nicht für alles eine pauschale Erklärung abgeben kann. Jedoch lernt man aus seinen Erfahrungen, wie es auch im Privatleben und im Job der Fall ist. In den letzten Jahren habe ich wirklich gelernt, die Signale meines Körpers zu deuten und in mich hinein zu horchen, denn nicht jedes ziepen und kribbeln bedeutet gleich einen erneuten Schub.
MS-Symptome: ein langer Lernprozess, bei dem all deine Sinne und Gefühle gefordert werden.
Es war ein langer und anstrengender Tag und ich saß zusammen mit meinem Freund auf dem Sofa. Da fing es plötzlich in beiden Beinen stark an zu kribbeln. Angst machte sich breit und legte sich wie ein schwarzer schwerer Schleier über mich. Ich stand auf, lief durch die Wohnung und hoffte, dass es nur das typische „einschlafen“ ist. Es hörte nicht auf. Tränen liefen über meine Wangen und je verzweifelter und aufgeregter ich wurde, um so stärker wurde das Kribbeln. Ich habe mich so verrückt gemacht, dass ich einfach nur total erschöpft war und mich in mein Bett verkrochen habe.
Mein Atem wurde langsamer und ich merkte schon in den ersten Minuten, wie sich eine Ruhe über meinen Körper ausbreitete und damit auch das Kribbeln weniger wurde. Die Rädchen in meinem Kopf drehten sich jedoch weiter und ich dachte über die heutigen Erlebnisse nach. Was war passiert, warum fing mein Körper so an zu rebellieren? Habe ich wieder eine Entzündung in meinem Körper? Wie kann ich dies MS-Symptome deuten? Sind es die Anfänge eines neuen Schubs? Ich wollte nun erst einmal den nächsten Tag abwarten und dann entscheiden ob ich meinen Neurologen aufsuchen werde.
Die Ruhe kam Über meinen Körper und das Kribbeln verschwand.
Es war Wochenende und ich saß vor meinen Unterlagen für das BWL Studium. Ich wollte für meine Prüfung lernen, die in ein paar Wochen bevor stand. In einer normalen Arbeitswoche fiel es mir schwer, mich am Abend noch der Prüfungsvorbereitung zu widmen. Durch meinen weiten Arbeitsweg waren die Tage lang und am Abend war ich so müde und ausgelaugt, dass ich einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Die Doppelbelastung setzte mir ganz schön zu. Aber bald war es geschafft.
Plötzlich strömten elektrische Impulse über meine Kopfhaut. Immer und immer wieder! Dann hatte ich das Gefühl, als würden in meinem Kopf kleine Seifenblasen einfach zerplatzen. Was war nun wieder los? Ich stand auf und ging einen Moment an die frische Luft, aber das elektrisierende Gefühl ging einfach nicht weg. Ruhe? Brauchte ich auch heute wieder Ruhe? Ich klappte die Bücher zu und legte mich eine halbe Stunde aufs Sofa um zu entspannen. Ich versuchte meinen Gedanken und Sorgen über einen erneuten Schub keine Chance zu geben und mich stattdessen auszuruhen.
MS-Symptome: Elektrische Impulse – Kopf abschalten – Gedankenspirale verlassen
Ich war auf der Heimfahrt aus dem Büro. Heute Morgen hatte schon um kurz vor fünf der Wecker geklingelt, damit ich um 6 Uhr auf der Autobahn sein konnte. Ich wollte früh nach Hause, weil ich abends noch verabredet war. Auf einmal machte sich ein komisches Gefühl in meinen Beinen breit. Es war wie als hätte mir jemand Stützstrümpfe angezogen, die sich nun an meine Beine saugten. Es war beengend und drückend. Ich strich mir über die Beine um zu sehen, dass da nichts war. Aber dennoch fühle ich einen lastenden Griff um meine Waden.
Da war es wieder – das Gefühl von Hilflosigkeit! Tränen machten sich in den Augen breit und liefen über meine Wangen. Ich war wieder einmal gefangen in Ängsten, Sorgen und meiner Gedankenspirale! Sollte das wieder bedeuten, dass ich eine Pause brauchte? Ich rief aus dem Auto meine Freundin an und sagte unsere Verabredung ab. Sie merkte allerdings, dass etwas nicht stimmte und bot an später zu mir zu kommen, damit wir uns einen gemütlichen Abend auf dem Sofa machen. Und das war gut so. Wir redeten viel – nicht über die MS – und ich wurde entspannter und ruhiger und die Stützstrümpfe rollten sich nach unten über meinen Fuß herab.
Ausbreitendes Kribbeln in den Beinen – Da war er, der nächste Schub
Wieder einmal saß ich in meinem Auto und meine Unterschenkel fingen an zu kribbeln. Heute hatte ich schon um 14 Uhr Feierabend und ich hatte nicht das Gefühl, dass der Tag allzu stressig gewesen ist. Mittlerweile wusste ich, dass ich mir erst einmal etwas Ruhe gönnen musste. Also fuhr ich nach Hause und verschob das Fitnessstudio und den Wocheneinkauf auf Samstag. Zu Hause machte ich es mir auf dem Sofa gemütlich und schaute meine Lieblingsserie. Heute zeigte die Ruhe keine Wirkung und das Kribbeln ging nicht weg. Ich machte uns Abendessen und ging früh zu Bett. Am nächsten morgen hatte ich erst mal eine Verabredung und als ich wieder nach Hause kam, merkte ich, dass sich das Kribbeln ausgebreitet hat. Langsam machte sich Angst breit. Ich kontaktierte meinen befreundeten Arzt und bat ihm um Hilfe. Wir beschlossen noch bis morgen zu warten, wenn es dann nicht besser wurde, würde ich wohl in die Klinik fahren. Warum muss so etwas eigentlich immer am Wochenende passieren? Den Samstag lies ich ruhig angehen und schickte meinen Freund einkaufen und sagte die abendliche Verabredung ab.
Am nächsten morgen ging das Kribbeln schon bis über die Knie und ich beschloss in die Klinik zu fahren. Die neurologische Klinik in meiner Nähe hatte ich schon öfter besucht, leider. Aber ich fühle mich recht wohl dort. Die Pfleger sind alle sehr nett und mit etwas Glück bekomme ich wieder ein Einzelzimmer. Also packte ich meine Tasche, mein Kopfkissen und es ging in die Klinik. Viele werden jetzt fragen, warum ich nicht noch bis Montag gewartet habe und dann erst mal zum Neuro. Ich habe Angst davor länger zu warten und meine Nerven weiter als nötig zu schädigen. Ich gehe lieber gleich nach 24 max. 36 Stunden in die Klink und bin dann in 5 Tagen wieder draußen.
Finde den richtigen Zeitpunkt für deine Notbremse bevor du einen Crash verursachst!
Anfangs war es sehr schwer zu merken, wann ich die Notbremse ziehen musste, bevor ich auf die Mauer prallte. Doch man bekommt recht schnell ein Gefühl dafür. Es ist wie ein Elchtest, den du immer und immer wiederholst, verbesserst und irgendwann schaffst du es rechtzeitig zu bremsen bevor du aufprallst.
Machte sich bei mir ein neues ziepen oder kribbeln bemerkbar, brach oft die reine Panik aus. Ich hatte Angst vor einem Schub und wie das für mich enden würde. Meine Gefühle überrannten mich und das endete oft in vielen Tränen. Ich wollte mich aber nicht mehr durch diese Gefühle aus der Bahn werfen lassen und mir immer wieder über einen möglichen Schub Gedanken machen müssen.
Eine Pause und Ruhe sind für mich eigentlich immer das richtige Mittel um solche kurzzeitigen Symptome wieder abklingen zu lassen. Ärger, Schlafmangel, Hormonschwankungen, Stress und Hektik werfen unseren Körper aus der Bahn und das zeigt er uns genau mit diesen „kleinen Wehwehchen“. Er weiß ganz genau was er braucht und was ihm zu viel ist und genau darauf will er uns aufmerksam machen.
Wie lerne ich mit meinem MS-Symptomen umzugehen?
- Gönn dir Ruhe! Oft sind es Überanstrengung und Stress, die deine Symptome aufflackern lassen. Ruhe ist erst einmal das beste Mittel um deinem Körper Zeit zum verarbeiten zu geben.
- Lasse deinen Tag Revue passieren! So kannst du mögliche Stressfaktoren herausfinden und versuchen deinen Tagesablauf stressfreier zu gestalten. In der Mittagspause schnell etwas erledigen? Nach Feierabend noch einen Termin bei der Bank, ein Treffen mit der Freundin und zu Hause wartet noch ein Berg Wäsche? Versuche deine Tage nicht zu voll zu packen, denn 8 Stunden im Büro sind wirklich anstrengend genug für Körper und Geist.
- Mache einen Selbsttest! Du stehst morgens auf und fühlst dich nicht gut? Fremd in deinem Körper? Nehme beide Hände und fahre mit den Fingern gleichzeitig über beide Wangen, Arme, Taille und Bauch und deine Beine. Zur Sicherheit kannst du es noch mit dem Handrücken versuchen. Du wirst schnell feststellen ob sich beides gleich anfühlt oder ob evtl. auf einer Körperhälfte die Reizweiterleitung gestört ist. Sollte das der Fall sein, gönne dir noch etwas mehr Schlaf oder Ruhe und mache den Test in ein paar Stunden erneut. Verstärkt sich das Taubheitsgefühl und geht nach 24 Stunden nicht zurück, solltest du einen Arzt aufsuchen.
- Checke die Umwelteinflüsse! Haben sich deine MS-Symptome wieder gemeldet, checke erst einmal, ob es heute vielleicht sehr warm ist, denn unter Hitze können sich verschiedene Symptome äußern. (Uhthoff-Phänomen) Das gleiche kann auch bei einem grippalen Infekt mit Fieber passieren.
- Versuche deine Grenzen nicht dauerhaft zu überschreiten! Wenn du merkst, dass etwas nicht stimmt und du schon länger MS-Symptome hast. Mach nicht weiter wie zuvor und überfordere deinen Körper nicht. Achte darauf, dass die Symptome wieder zurück gehen. Wenn nicht, gehe zu deinem Neurologen, denn sollte es ein Schub sein, ist eine frühzeitige Behandlung wichtig.
Natürlich gibt es noch viele weitere MS-Symptome die den ein oder anderen unter uns begleiten: Schwindel, Schmerzen, Fatigue, Depressionen, und viele mehr. Dazu kann ich euch leider keine Tipps geben, da ich damit glücklicherweise noch nicht in Berührung gekommen bin. Ich würde mich aber freuen wenn ihr diese in den Kommentaren mit uns teilt.