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Sprossen – Vitamine von der Fensterbank

Oft gehe ich im Supermarkt an den kleinen Päckchen mit Sprossen vorbei und überlege jedes Mal zuzugreifen. Doch außer an die verschiedensten Sorten Kresse, traue ich mich an die verpackten Vitaminbomben heran. Zu viele negative Schlagzeilen haben sie bereits in den letzten Jahren gemacht. Ein großer Skandal vor einigen Jahren hatte für viele schwerwiegende gesundheitliche Folgen. Sie zogen sich einen schlimmen Darminfekt (Ehec) zu, der teilweise in eine lebensbedrohliche Komplikation übergegangen ist. Der Skandal wurde nie endgültig aufgeklärt. Daher scheue ich mich immer noch vor den gekauften Sprossen, denn da habe ich es nicht selbst in der Hand. Aber die Aufzucht zu Hause kann einfach sein und deinen Essensplan bereichern.

Sprossen und Keimlinge sind Teil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung

Diese Art von Aufzucht setzt eine gewissenhafte Hygiene voraus und ein wenig Fingerspitzengefühl. Die Saaten müssen regelmäßig gespült werden, so dass Keime und Bakterien keine Chance haben sich auszubreiten oder gar nicht erst entstehen. Weiter gibt es viele Möglichkeiten zum Ziel zu gelangen. Du kannst die Sprossen mit einem Keimglas, mit einem Sprossenturm oder auch mit einfachen Haushaltshelfern aufziehen. Natürlich gibt es auch Saaten, wie beispielsweise Brokkoli, die besser für die Aussaat in der Erde geeignet sind, da die Samen zu klein sind um sie im Keimglas zu wässern. Leider bleiben sie in dem feinen Sieb hängen und verstopfen dies, sodass das Wasser nicht mehr ablaufen kann.

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Angekeimte Samen: Nach dem Einweichen und das anschließende spülen bricht die harte Schale auf und ein kleiner Keimling zeit sich am Saatgut. Angekeimte Samen könnt ihr in Müsli, Porridge, Brot und anderen Backwaren verwenden. Sie schmecken nussig und passen dadurch prima zu süßen Gerichten.

Keimling: Die Keimlinge haben sich zu kleinen Stängeln aus dem Samen gestreckt und es zeigen sich bereits kleine Blättchen. Diese können am Stängel anliegen (wie bei Getreide) oder weit abgespreizt sein. Die Keimblätter dienen als Vorratsspeicher, die junge Pflanze holt sich daraus ihre ganze Energie und Mineralstoffe für die Wachstumsphase. Keimlinge könnt ihr für gekochte oder gebackene Gerichte verwenden, denn der Vitamingehalt ist noch relativ gering, sodass durch den Garvorgang nicht allzu viel verloren geht.

Sprossen: Als Sprossen werden die jungen Pflanzen mit Stängel, Blättchen und feinen Wurzeln bezeichnet. Die Blättchen strecken sich deutlich nach oben, weil sie das Sonnenlicht für den Energiestoffwechsel brauchen. Sprossen haben einen relativ hohen Vitamingehalt für Salate oder als Brotbelag. Durch die vielen Vitamine sollte man die Sprossen besser roh verzehren um von allem wertvollen Eigenschaften zu profitieren.

Sprossengrün: Die kleinen grünen Blättchen die sich am Stängel der Pflanze ausbilden werden als Sprossengrün bezeichnet. Du kannst es wie Kräuter verwenden.

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Sprossen, Keimlinge & Co – Natürlich gesund!

Keimsaaten sind eine kulinarische Bereicherung für unserer Ernährung. Samen tragen ein großes Nährgewebe in sich, damit sich aus dem Samen eine Pflanze entwickeln kann, welche mit ausrechend Nährstoffen versorgt wird, damit sie wachsen kann. Die Produktion der Nährstoffe, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen wird beim Keimen angekurbelt. Der Gehalt an Eiweiß, Fett, Kohlenhydraten und Ballaststoffen ist während des Keimvorgangs am höchsten und diese hohe Konzentration wird in der gesamten Wachstumsphase nicht mehr erreicht. Durch die Erhöhung der Bioverfügbarkeit der Mineralstoffe tun wir unserer Verdauung etwas gutes und wir können mehr dieser wichtigen Stoffe über die Darmschleimhaut aufnehmen. Diese kleinen Superhelden sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen, lebendigen Enzymen und Antioxidantien.

Schon nach wenigen Tagen vervielfältigen die Sprossen den Gehalt von Vitamin A, E und C und außerdem den Vitamin-B Komplex.  Die darin enthaltenden lebendigen Enzyme unterstützen deine Verdauung, den Stoffwechsel und die Reperaturmechanismen auf Zellebene. Die Nährwerte von Sprossen sind mindestens doppelt so hoch konzentriert als sich im ursprünglichen Samen bzw. Korn befinden.

In kurzer Zeit öffnet sich die harte Schale der Samen

Für die Anzucht gibt es verschiedene Möglichkeiten. Du kannst entweder ein spezielles Keimglas verwenden, welches mit einem Sieb-Deckel ausgestattet ist. Darin kann das Wasser gut ablaufen. Eine weitere Möglichkeit wäre ein Sprossenhaus, bei dem du gleich in mehreren Etagen loslegen kannst. Hast du große Marmeladengläser oder Bügelgläser übrig, dann kannst du dir ein Keimglas auch günstig selbst basteln. Dazu brauchst du nur ein feinmaschiges Fliegengitter, das schneidest du so zurecht, dass du es doppelt mit einem Gummi über die Glasöffnung spannen kannst. Für die Hygiene musst du alle verwendeten Materialien, die in Berührung mit den Saaten kommen, abkochen, auch das Fliegengitter. Das Desinfizieren musst du vor jedem neuen Ansatz wiederholen.

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Es ist wirklich wichtig, dass du auf die Hygiene achtest. Angekeimte Samen, Keimlinge und Sprossen bergen ein Infektionsrisiko. Colibakterien, Listerien, Pilze, Hefen und Samonellen sind ein Grund für die besonder Hygiene auf die hier zu achten ist. Schaffst du es nicht zwischen Job, Familie und sonstigen Verpflichtungen dich um deine Samen zu kümmern, solltest du besser auf den Anbau verzichten. Einzig das Sprossengrün würde für dich für den Anbau und Verzehr in Frage kommen. Auch Schwangere und Kleinkinder sollten auch nur das Sprossengrün verzehren.

Deine Schritte für eine erfolgreiche Sprossenanzucht

Einweichen: Die meisten Samen müssen als ersten Schritt für ca. 6 Stunden in kaltem Wasser eingeweicht werden. Dabei wird der sog. Quelldruck im inneren so hoch, dass die Schale aufspringt und der Stoffwechselprozess der neuen Pflanze beginnt. Am besten die Samen über Nacht in einem separaten Glas einweichen, abgießen und noch einmal mit kaltem Wasser abspülen. Danach in das sterilisierte Keimgefäß geben.

Keimvorgang: Das Keimgefäß an einem hellen aber nicht zu heißen Platz platzieren. Es sollte nicht direkt in der Sonne stehen, denn das fördert die Schimmelbildung und fördert die Entstehung von Bakterien. Die beste Anzuchttemperatur ist zwischen 18 und 24 Grad.

Wässern und Spülen: Bis zur Ernte müssen die Samen, Keimlinge, Sprossen 2 bis 3 mal täglich gespült und gewässert werden. Beim Keimglas geht dies am besten. Einfach den Deckel abschrauben, Glas mit kaltem Wasser füllen und wieder verschließen. Dann alles wieder entleeren und noch einmal wiederholen. Das Glas wieder schräg aufstellen, damit das überschüssige Wasser ablaufen kann. Das Spülen verhindert, dass sich unerwünschte Keime bilden und dient außerdem der Bewässerung.

Ernte: Der Erntezeitpunkt ist von vielen Faktoren abhängig. Je nach Pflanze, Lichtstärke, Jahreszeit kann es 1 – 14 Tage dauern, bis du deine erste Ernte einfahren kannst. Der Keimvorgang dauert meist 1 bis 4 Tage. Keimlinge brauchen 2 bis 6 Tage und Sprossen 4 bis 10 Tage. Das Sprossengrün kann bis zu 14 Tage oder länger dauern.

Verzehr: Vor dem Verzehr sollte die Ernte noch einmal kalt abgespült werden. Bei Hülsenfrüchten ist darauf zu achten, dass diese nicht roh verzehrt werden sollten, da sie gesundheitsschädliche Stoffe enthalten, die du durch garen unwirksam machen musst. Du kannst sie entweder kurz blanchieren oder in der Pfanne anbraten. Verwendest du sie für Gebäck, musst du sie vorher nicht garen.

Die Auswahl der richtigen Keimsaat entscheidet über eine erfolgreiche Aufzucht

Deine Samen kaufst du am besten im Biomarkt oder aber im Gartencenter. Für Hülsenfrüchte, Buchweizen, Bockshornklee, Leinsamen, Chia, Sonnenblumenkerne oder Getreide kannst du natürlich auch die Lebensmittel aus dem Supermarkt verwenden. Bei Getreide ist darauf zu achten, dass sie nicht “gedarrt” sind, da sie dann nicht mehr keimfähig sind. Samen für Gemüse, Salat oder Kräuter sollten nicht verwendet werden, da sie meist mit Beizmitteln behandelt sind.

Meine Sprossenanzucht habe ich mit Radieschen, Linsen und Brokkoli begonnen. Die Radieschen und die Linsen habe ich im Keimglas angezogen und den Brokkoli habe ich in einer Schale auf etwas Anzucht- und Kräutererde ausgesät. Ich wollte natürlich gleich mit einer Auswahl an verschiedenen Sprossen beginnen um zu schauen was sich leicht und schnell ziehen lässt und vor allem auch was mit am besten schmeckt.

Brokkoli ist leicht anzuziehen und kann angekeimt, als Keimling oder Sprosse verzehrt werden. Brokkolisprossen sind reich an Vitamin C und Folsäure. Die darin enthaltenen Senföle dienen als natürliches Antibiotikum, sie sind entschlackend und wirken harntreibend.

Kein anderes Gemüse punktet mit mehr Vitalstoffen

Chia musst du nur ca. 2 Stunden einweichen und ist etwas zarter als Kresse. Am besten lässt du die Samen auf einem ganz feinen Edelstahlsieb keimen oder versucht es auf dem Küchenkrepp. Bei allen anderen Methoden ziehen die Samen zu viel Wasser und bilden ihr typisches Gelee. Chiasamen keimen sehr langsam, du brauchst etwas Geduld, du wirst dafür aber mit einer ganzen Reihe von Heilwirkungen versorgt, nicht umsonst zählt Chia zu den Superfoods. Die Samen liefern genau wie Fisch reichlich Omega-3-Fettsäuren und enthalten alle essenziellen Aminosäuren. Chia hat damit eine sehr hohe biologische Wertigkeit. Die Sprossen sollten geerntet werden, bevor sie Laubblättchen bilden, denn dann werden sie bitter.

Erbsen keimen schnell und sind einfach anzuziehen. Du kannst Erbsen angekeimt, als Keimling oder Sprosse genießen. Erbsen sind reich an Eiweiß, Kohlenhydraten und Ballaststoffen. Sie liefern außerdem Sapione, die die Lunge reinigen und schleimlösend wirken. Erbsen sollten nur blanchiert oder gebraten verzehrt werden.

Kichererbsen keimen leicht und haben einen leicht nussigen Geschmack. Kichererbsen sind reich an Eiweiß, Ballaststoffen und haben einen hohen Anteil an essenziellen Aminosäuren. Die enthaltenden Phytoöstrogene stärken das Immunsystem. Auch Kichererbsen bitte nur gegart verzehren.

Leinsamen sind ähnlich zart wie Kresse und haben einen nussigen Geschmack. Am wertvollsten ist es, diese angekeimt oder als Keimling zu essen. Die Anzucht von Sprossengrün dauert sehr lange. Leinsamen sind reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, beinhalten Schlmeistoffe gegen Magenbeschwerden und Verstopfung. Das in den Leinsamen enthaltende Vitamin E wirkt vorbeugend gegen Krebszellen und zellschützend.

Radieschen haben eine angenehme Schärfe und sind eine zarte Pflanze. Radieschen sind reich an Vitamin C, Thiamin und Riboflavin. Außerdem versorgen sie uns mit Eisen, Kalium, Phosphor und Kalzium. Die darin enthaltenen Senföle wirken entschlackend und antibakteriell. Radieschensaat eignet sich sehr gut für eine Mischaufzucht, da sie das Entstehen und Wachstum unerwünschter Keime unterdrücken.

Sprossen beugen Krebs vor, schützen unsere Zellen und helfen bei Magenbeschwerden

Rucola schmeckt würzig und hat einen zarten Biss. Am besten lässt du die Samen in der Erde oder auf einem Sieb keimen, da auch sie in einem Glas zu viel Wasser aufnehmen. Am besten verzehrt man Ruccola als Keimling oder Sprosse. Als angekeimte Saat ist er zu scharf. Ruccola ist reich an Thiamin, Riboflacin und Vitamin C. Außerdem reich an Eisen, Kalium, Kalzium und Phsospohr. Ruccola keimt man am besten alleine.

Dinkel behält einen festen Biss und hat einen leicht süßlichen Geschmack. Du kannst die Körner angekeimt, als Keimling oder Sprosse verzehren. Natürlich kannst du auch Dinkelgras darauf ziehen und dies für grüne Smoothies verwenden. Dazu musst du das Korn in der Erde keimen lassen. Getreide wird am besten auch gegart verzehrt, da es roh schwerer verdaulich ist. Dinkel ist reich an hochwertigen Proteinen und Ballaststoffen, welche die Darmgesundheit unterstützen. Außerdem bindet Dinkel Gallensäure, was vorbeugend gegen Darmkrebs wirken kann. Das in Dinkel enthaltende Selen kann das Risiko an Blasenkrebs zu erkranken, vermindern.

Die Sprossen kannst du super im Salat essen oder auf ein belegtes Brot/Brötchen geben. So bekommst du noch einmal eine extra Portion Vitamine. Die Keimlinge aus Hülsenfrüchten musst du leider einmal kurz blanchieren oder in der Pfanne anbraten und dann kannst du sie prima als Beilage verspeisen oder auch lauwarm über deinen Salat geben.

Ein wenig Aufwand aber es lohnt sich auf jeden Fall. Du musst es unbedingt einmal ausprobieren.

(Quellen: Zentrum der Gesundheit, NDR, Keimlinge und Sprossen von Barbara Rias-Bucher)

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